Seelenfutter 2. Mai 2021: Mein Lebenslied in Gottes Ohr
Wär das nicht mal was: Mit anderen zusammen ein Liedchen trällern können? Wär das nicht schön? Welches Lied würdest Du am liebsten mal wieder in Gemeinschaft singen?
Seit gut einem Jahr dürfen wir eigentlich nur zu Hause im stillen Kämmerlein so ein bisschen vor uns hinsingen: Vorm PC oder Fernseher, zu YouTube auf dem Handy, zum Lieblings-Song im Radio, zur lange nicht gehörten CD in der Anlage. Freistil und improvisiert unter der Dusche...
Egal wie: Singen tut gut, in Gemeinschaft, aber auch alleine. Musik geht uns zu Herzen. Und drückt aus wie unser Herz gerade gestimmt ist. Ob „fröhlich soll meine Herze springen“ gilt oder ob uns etwas schwer auf dem Herzen liegt. Das Herz ist das zentrale Lebensorgan unseres Körpers. Im Herzen läuft alles zusammen, was unser Leben ausmacht. Und im Singen oder mit Musik können wir mehr als mit Worten ausdrücken wie wir gestimmt sind.
Und was macht Dein Leben im Moment aus? Von oder über was würdest Du gerade gerne singen? Wie würde sich Dein aktuelles Leben vertont anhören? Wie ein grooviges Sommerlied oder wie ein schwerfälliger Trauerchoral? In Dur oder in Moll?
Wenn wir schon – außer in der Familie – nicht mit anderen zusammen singen dürfen. Auch nicht im Gottesdienst. Was viele schmerzlich vermissen. Dann habe ich heute am Sonntag „Kantate“, also „Singt!“, eine andere Idee: Sing Gott ein Lied. Sing ihm Dein Leben vor. Sing ihm, was Dir gerade durchs Herz fließt. Gott hat Dir die Musik, die Lieder, den Rhythmus, die Töne, den Klang gegeben. Also, sing ihm Dein ganz persönliches Lebens-Lied. Das muss ja nicht unbedingt die „altbekannte Corona-Leier“ sein. Sing ihm von Deinem Leben. Das er Dir geschenkt hat. Das er in seinen Händen hält.
Vielleicht klappt das mit Hilfe eines noch recht neuen Liedes: „Ich sing dir mein Lied“ aus dem neuen kirchlichen Liederbuch „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder plus“, also aus dem blauen EG+, Nr. 56:
1. Ich sing dir mein Lied - in ihm klingt mein Leben. Die Töne, den Klang hast du mir gegeben von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde, du Quelle des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
2. Ich sing dir mein Lied - in ihm klingt mein Leben. Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben von dener Geschichte, in die du uns mitnimmst, du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
3. Ich sing dir mein Lied - in ihm klingt mein Leben. Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben von Nähe, die heil macht, wir können dich finden, du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
4. Ich sing dir mein Lied - in ihm klingt mein Leben. Die Höhen, die Tiefen hast du mir gegeben. Du hältst uns zusammen trotz Streit und Verletzung, du Freundin des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
5. Ich sing dir mein Lied - in ihm klingt mein Leben. Die Töne, den Klang hast du mir gegeben von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen, du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Der Text stammt von den christlichen Liedermachern Fritz Baltruweit und Barbara Hustedt aus dem Jahr 1994. Ist also noch recht jung. Genauso frisch wirkt der beschwingte Calypso-Rhythmus der brasilianischen Melodie. Schauen wir mal genauer hin: Der erste Satz wird in jeder Strophe wiederholt: „Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben“. Das ist quasi der zentrale Satz des ganzen Liedes. Gemeint ist das „Lebens-Lied“, das ich „singe“. Mein Leben spiegelt sich in der Lebensmelodie wieder, die ich „komponiere“. Es ist ein Lied mit vielen Strophen. Es wird an jedem neuen Tag ein Stück weiter „komponiert“. Um mich geht es in diesem Lied, „in ihm klingt mein Leben“. Den ersten Satz können wir unterschiedlich betonen:
1. „Ich sing dir mein Lied“: Gott ist der Zuhörer meines Lebens-Liedes. Diese Betonung ist natürlich nur sinnvoll, wenn ich davon ausgehe, dass Gott sich mein Lied anhört. Ich traue Gott zu, dass er meinem Lebenslied immer zuhört. Egal, wie es sich gerade anhört. Weil er mich mag.
2. „Ich sing dir mein Lied“: Ich bin froh und dankbar, dass ich mich vor Gott nicht verbiegen und irgendein Lied nachsingen muss. Ich bin frei. Vor Gott habe ich die Möglichkeit, so zu singen oder ganz anders. Vor ihm kann und soll ich ehrlich mein eigenes Lebens-Lied singen so wie es ist. Er hat immer ein offenes Ohr.
Mein Leben, das hat viele unterschiedliche Linien, Furchen, Hügel und Täler. Passend dazu ist in unserem Lied hier die Rede von einem vielfältigen Auf- und Ab. Auf den ersten zentralen Satz „Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben“ folgen viele schöne Sprachbilder. Sie deuten an, was alles zum Leben gehört. Nicht nur ein Ton klingt da. Eine unendliche Sinfonie von unterschiedlichsten Tönen! So ist das Leben! Was für ein Reichtum bei jedem von uns, jeden Tag!
In unserem Lied wird die Musik als Sinnbild für das „Leben“ gesehen. Wie das Leben, so hat auch die Musik verschiedene Bauelemente. Da heißt es in den Strophen: „Töne und Klang“, „Rhythmus und Schwung“, „Tonart und Takt“, „Höhen und Tiefen“. Aus all diesen Bauelementen setzt sich ein Lied zusammen. Obwohl es in unserem Tonsystem nur 12 verschiedene Töne gibt, kann man aus ihnen unendlich viele unterschiedliche musikalische „Gestalten“ erfinden. Es wird immer neue Melodien und Musikstücke aller Art geben. Und genauso vielgestaltig wie die Musik ist auch das Lebenslied von uns Menschen.
Und hier kommt Gott in die Musik: Unser Lebens-Lied mit Gott verbinden, das klappt, weil wir Gottes „Musik“ spüren. Wir können Gott spüren und erkennen. In unserem Lied hier werden Eigenschaften Gottes genannt: Er ist „Quelle des Lebens“, „Hüter des Lebens“, „Wunder des Lebens“, „Freundin des Lebens“, „Zukunft des Lebens“. Gott ist wundervoller Anfang, Beschützer, Erhalter und Freund unseres Lebens. Weil Gott so ist. Weil er das Leben liebt, weil er das Leben von jedem einzelnen Menschen liebt. Deshalb verbindet er sich mit unserem Leben. Und ich als geliebtes Geschöpf und freier Mensch kann sagen: Ich möchte mich gerne mit dir verbinden. „Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben“.
Wer beten möchte:
Gott, ich sing dir mein Lebens-Lied. Weil du mir mein Leben gegeben hast. Und weil du es in deinen Händen hältst. Ja, Gott, wir bleiben in Verbindung. Am besten über mein Lebenslied. Am besten über die Musik. Sie kommt von Herzen und geht zu Herzen. Danke, dass ich dir mein Lied singen kann. Egal, wie es sich anhört. Hör bitte zu, was ich dir heute besonders vorsingen möchte: … Danke, Gott, für dein offenes Ohr für mich. Bei dir ist alles in meinem Leben gut aufgehoben. Amen.
Wer singen möchte (Achtung Ohrwurm-Gefahr):
Ich sing dir mein Lied - Zum Mitsingen
Ich sing dir mein Lied - Zum Zuhören
Noch ein Lied-Tipp: Die Priester - Singt dem Herrn, alle Völker der Erde